Herzensarbeit togge

Es ist nichts mehr, wie es war….

Oft kommen Paare zu mir, die nachdenklich, traurig oder verzweifelt sagen: «Es ist anders geworden. Wir waren einst ein glückliches Paar, wir haben ein Leben und eine Familie aufgebaut. Und jetzt haben wir uns auseinandergelebt, es ist nichts mehr, wie es war, die Liebe ist nicht mehr spürbar…».

Zuerst geht es darum, die Trauer, den Verlust, den diese Aussage zum Ausdruck bringt, wirklich zu fühlen. Erklärungen, Rechtfertigungen und abgeklärte Worte bringen da wenig. Der Schmerz möchte gefühlt und in unser Herz geholt werden. Er braucht Raum, Verständnis und Mitgefühl von uns.

Vielleicht tauchen auch Gefühle der Resignation, der Hoffnungslosigkeit oder des Überdrusses auf. Sie brauchen Erlaubnis, da zu sein und möchten als Gefühle erkannt werden und nicht verwechselt werden mit einem bleibenden Zustand.

Je mehr ein Paar anerkennen kann, dass dieser Punkt, an dem sie jetzt stehen, ein «heiliger» Moment der Klärung ist, in den es tief einzutauchen gilt, desto grösser ist die Chance, ehrlicher, lebendiger und wahrhaftiger daraus hervorzugehen.

Wenn wir das Licht unseres Bewusstseins wie einen Scheinwerfer auf unsere festgefahrenen Ideen und Erwartungen an eine Beziehung richten, aber auch auf unsere Ängste und Sehnsüchte, dann sind wir nicht mehr darin verhaftet, sondern können einen Schritt zurücktreten und sie einfach nur betrachten und fühlen.

So entsteht mehr Weichheit und Offenheit und mehr Raum für Spontanität und für Zuneigung  – zu uns selber und zum Gegenüber.

 

So ähnlich scheint es mir auch zu sein mit diesem höchst seltsamen Jahr, das nun zu Ende geht. Es ist nichts mehr, wie es war…

 

Wir stehen an diesem «heiligen» Punkt der Klärung. Was ist Wahrheit? Was ist Täuschung?

Was ist unsere ganz eigene Antwort auf diese Zeit? Wie fühlen wir uns? Ist da Trauer, Angst, Ohnmacht, Wut, Gleichgültigkeit, Resignation, Verständnislosigkeit, Überforderung? Ist da vielleicht auch Hoffnung, Zuversicht, Vertrauen, Neugier, Sehnsucht?

Alles ist ungewiss. Im Aussen gibt es nur noch scheinbaren Halt. Wenn wir Stabilität und Ausrichtung in uns selber finden möchten, geht es darum, tief hinzuschauen zu all dem, was diese verrückte Zeit in uns auslöst. Alle Gefühle dürfen sein. Sie sollen uns weder beherrschen, noch ausagiert werden, sondern sie möchten einfach da sein dürfen und ins Herz geholt werden.

Dieses zu Ende gehende Jahr bringt uns die Chance, uns persönlich ganz bewusst und neu zu erfinden. Was wollen wir wirklich? Stehen wir zu dem und drücken das aus, was uns wichtig ist?  Nehmen wir uns Zeit, das Leben und die Liebe zu fühlen? Gibt es ein Feiern des Daseins ohne bisherige Konventionen?

Dazu braucht es immer mal wieder einen ruhigen Moment – nur für uns. So einen zauberhaften Moment hatte ich heute Morgen. Ich sass allein am Küchentisch und schaute aus dem Fenster. An einem verdorrten Zweig hingen glänzende Regentropfen. Dieser Anblick purer Schönheit berührte mich. Er liess in mir ein Gefühl der Zeitlosigkeit aufkommen. Ein Gefühl von etwas Heiligem, Unverletzbarem, das jenseits vom Chaos der Welt einfach da ist.

Wenn wir zu dieser Stille in uns finden, zu diesem Moment des puren Seins, finden wir immer mehr Kraft, authentisch und unverstellt zu sein. Dies hat Auswirkungen auf unsere Liebesbeziehungen, unsere Familien, auf die Gesellschaft, in der wir leben und letztlich auch auf die politischen Entscheide, die von dieser bewusster gewordenen Gesellschaft getroffen werden.

Wir sind stärker, als wir glauben. Diese Kraft kommt von innen heraus, aus unserem Herzen. Sie kommt aus den geklärten Gedanken und den bewusst erlebten Gefühlen. Sie kommt aus dem Gefühl der Verbundenheit mit dem Grossen Ganzen und der Erkenntnis, dass wir in unserem Innersten stets heil und unverletzbar bleiben.

Ich wünsche allen eine wunderschöne, authentische Advents- und Weihnachtszeit!

Von Herzen

Anne-Katrin

 

 

 

 

 

 

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