Herzensarbeit togge

«Ich bin gescheitert!»

Scheitern ist ein Tabu in unserer Gesellschaft. Wir wollen unser Haus, unser Geld, unsere glückliche Beziehung, unsere gesunden Kinder und unseren Erfolg im Beruf. Scheitern kommt in diesem Lebensentwurf nicht vor. Es darf nicht vorkommen, es hat keinen Platz.

Und wenn doch, dann wird es verschwiegen, verdrängt, übertüncht, verschleiert, versteckt.

Die Politiker sind Weltmeister in dieser Tatktik. Heute offensichtlicher und ausgeprägter denn je.

Und wie ist es mit uns? Kürzlich bin ich an einem Projekt gescheitert. Ich habe nicht bekommen, wonach ich mich so sehr gesehnt hatte… Das tut weh. Es entmutigt zunächst.

Wir können im grossen Rahmen scheitern: Wenn eine langjährige Beziehung zerbricht, wenn ein Kind stirbt, wenn ein sorgfältig aufgebautes Geschäft Konkurs geht, wenn uns eine schwere Krankheit ereilt oder wenn wir unsere Talente nicht entfalten können.

Das Scheitern geschieht im kleineren Rahmen alltäglich: Ein Gespräch mit unserem Partner scheitert und endet im Streit, eine Freundschaft scheitert an zu vielen Differenzen, die Hoffnung auf eine neue Liebe zerbricht, ein geschäftliches Projekt scheitert…

Scheitern scheint ein fester Bestandteil unseres Lebens zu sein. So lange wir uns dagegen wehren, dagegen kämpfen oder das Scheitern verleugnen, so lange leiden wir.

Wenn es uns gelingt, unsere Blickrichtung neu auszurichten und wir es für möglich halten, dass im Scheitern ein Schatz verborgen liegt, dann hört das Leiden auf. Wenn wir uns darum kümmern, diesen Schatz zu finden und uns bemühen, ihn auszugraben, dann kommen wir auf neue Fragestellungen und das Scheitern kann zum Wachstums-Motor werden.

Das Scheitern wird dann zunächst zu einem heiligen Moment des Innehaltens. Wo stehe ich wirklich? Gelingt es mir, die Anklammerung an einen Menschen, eine Idee, einen Lebensentwurf nur ein klein wenig zu lockern?

Bei meinem kürzlichen Scheitern ist mir einmal mehr aufgegangen, wie das Leiden alleine durch die Anhaftung an eine fixe Idee entsteht. Diese Anhaftung macht mich unfrei, unglücklich und gefangen im winzigen Kreis meiner engen Vorstellungen.

Sobald ich mich aus dieser Anklammerung lösen kann, indem ich den Gedanken und auch das befreiende Gefühl zulasse, dass das Leben jetzt weiter geht und ich es in seiner ganzen Fülle kosten darf. Ich weiss nicht wie, ich weiss nicht wann, ich weiss nur, dass ich jetzt lebe, dass ich atme, dass ich bin.

In dem Moment fühle ich mich wieder verbunden und getragen von etwas Grösserem – auch wenn nicht alle Blüten in meinem Leben aufgegangen und nicht alle Früchte gereift sind.

Anklammern bedeutet immer Angst. Angst vor Verlust, Angst vor Einsamkeit, Angst, verloren zu sein, Angst vor Leere, vor Sinnlosigkeit, Angst davor, ausgeliefert zu sein, Angst vor dem Tod.

Diese Angst braucht einen Platz in unserem Herzen. Sie möchte gefühlt werden, sie braucht Verständnis, Erlaubnis, Raum und dass wir bei dem Teil sind, der so Angst hat. Und sie möchte als Gefühl erkannt werden. So, dass wir sie als Teil von uns wahrnehmen, ohne von ihr überwältigt zu werden.

Wenn wir uns in unseren Beziehungen unsere Ängste gegenseitig eingestehen, kommen wir uns näher. Angst steckt hinter fast jedem Konflikt. Nur können wir sie zunächst nicht als das identifizieren. Sie versteckt sich hinter Wut, Ärger, Enttäuschung, Frust und sogar hinter Trauer.

So führt das Scheitern und das damit einhergehende Erkennen von Angst und Abhängigkeit letztlich zu mehr Weite, mehr Gelassenheit und vielleicht sogar zu einem Neuanfang in der Liebe.

In herzlicher Verbundenheit

Anne-Katrin

Seit kurzem haben wir zwei Projekte, die wir aus purem Idealismus ins Leben gerufen haben und an denen wir selber nichts verdienen. Beide Projekte dienen der Verbindung und führen letztlich zu einem angstfreieren Leben.

Die Herzensgruppe trifft sich etwa alle zwei Monate. Du bist herzlich dazu eingeladen! Alles Infos auf dieser Seite.

Wir organisieren Séancen für ein Physikalisches Medium. Daten: 24.9. – 26.9. und 10.12. bis 12.12. 21. Alle Infos rechts auf dieser Seite!

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