Herzensarbeit togge

Ich funktioniere nur noch: Wo ist mein Herz wirklich?

Es gibt manchmal Phasen in unserem Leben, wo wir glauben, nur noch zu «funktionieren» und gar nicht mehr spüren, wo unser Herz wirklich ist.

Oft kommen Paare zu mir, bei denen mindestens eine(r) der beiden sagt: «Ich fühle nichts mehr. Weiss gar nicht, wo es mich hinzieht, was ich eigentlich möchte,….»

In dem Moment haben wir nicht nur den andern, sondern vor allem uns selber verloren. Wie kommt es soweit?

Es kann soweit kommen, wenn wir das, was wir eigentlich fühlen würden, nicht (mehr) zulassen wollen oder können. Weil es Angst macht, weil es weh tut, weil es nicht konform ist, ….

Wir verdrängen unsere wahren Gefühle so lange, bis unser Inneres aufgibt, sich verschliesst und «nichts» mehr fühlt.

Wenn wir in einer langjährigen Beziehung sind und dabei lebendig bleiben und wachsen möchten, ist es unabdingbar, dass wir uns mit Ängsten, Enttäuschungen und emotionalem Schmerz auseinandersetzen.

Dieser Schmerz stammt oft aus früheren Erfahrungen und ist meistens viel älter als unsere momentane Partnerschaft. Lediglich das zu erkennen bringt Erleichterung, weil es den Fokus weg vom Partner und mehr auf uns selber lenkt.

Wenn wir uns auf eine Liebesbeziehung einlassen, berührt uns das tief und es kann sein, dass alte, vergessen geglaubte Gefühle auftauchen. Damit ist nicht nur Wut, Trauer und Angst gemeint, sondern es kann auch Dumpfheit, Gleichgültigkeit und Leere sein. Dies sind Gefühle, die uns helfen, einen scheinbar unerträglichen Schmerz zu überdecken und nicht mehr fühlen zu müssen.

Es gibt nur etwas, was den Schmerz unerträglich macht: Nicht etwa die äusseren Umstände, die ihn auslösen, sondern die Annahme, dass dieser Schmerz in Stein gemeisselt bleibt und uns nie mehr verlassen wird. Es ist die Identifikation mit dem Schmerz, die uns so leiden lässt und die uns darum veranlasst, diesen Schmerz zu verdrängen und für nicht existent zu erklären.

Dies um den Preis, nicht mehr viel zu fühlen, sich nicht mehr allzu lebendig zu fühlen und nicht mehr gar zu viel Liebe zu empfinden.

In den allermeisten Fällen sind das nicht bewusste Entscheidungen. Es sind früh getroffene, emotionale Überlebensstrategien.

Wenn wir wieder fühlen möchten, heisst das, dass wir zunächst sämtliche Gefühle in Achtsamkeit willkommen heissen dürfen. In einem fortwährenden Akt tiefer Selbstliebe erlauben wir uns, alle Gefühle wahrzunehmen, die da sind. Das heisst nun nicht, dass wir etwa Wut oder andere Gefühle ausagieren sollen. Die Wut möchte nur GEFÜHLT werden und einen Platz in unserem Herzen bekommen.

In einer Partnerschaft ist es unerlässlich, in Achtsamkeit und Respekt vor dem Gegenüber auch zu benennen und auszusprechen wie ich mich fühle, was ich mir wünsche, wovor ich mich fürchte und wer ich in dem Moment wirklich bin.

Wichtig dabei ist, diese Aussprachen in einer ruhigen und bewussten Stimmung zu machen und es bei einer reinen Offenbarung meiner selbst zu belassen. Dabei sollten möglichst jegliche Forderungen, Schuldzuweisungen, Kritik oder Ratschläge vermieden werden, da diese beim Gegenüber meistens entweder  einen Rückzug oder einen Gegenangriff provozieren.

Manchmal ist ein solcher Schlagabtausch unvermeidbar, bis beide Partner von sich aus entscheiden, bewusster mit ihren Emotionen umzugehen.

Ein moderater Streit scheint mir in den meisten Fällen besser, als im Schweigen zu erstarren und eine ehrliche Auseinandersetzung zu vermeiden.

Wenn wir uns erlauben, offen und lebendig und damit auch verletzbar zu sein in unseren Auseinandersetzungen, bewegt sich immer etwas. Meistens führt es zu mehr Nähe und eine verloren geglaubte Verbindung wird wieder spürbar.

Oder aber es wird dem einen oder beiden klar, dass die Beziehung in der Form zu Ende gelebt ist. Das ist vielleicht eine zunächst schmerzhafte Erkenntnis. Dennoch kann sich dadurch eine vielleicht lange und zermürbende Blockade lösen und der Weg wird frei für einen neuen Lebensabschnitt.

So oder so: Wenn die Emotionen, die uns bewegen, wieder da sein dürfen und wahrhaft gefühlt werden, wacht unser Herz auf wie aus dem Tiefschlaf. Wir spüren wieder, wo es uns hinzieht, was wir uns wünschen und was wir nicht mehr wollen. Wir fühlen wieder Begeisterung, Sinn, Freude und ein tiefes Vertrauen zum Leben. Denn: Es kann uns nichts passieren. Alle schlimmen Gefühle, die wir so fürchten und zu vermeiden suchen, dürfen wir mit Verständnis, Mitgefühl und Erbarmen in unser Herz holen, wodurch sich die schmerzhafte Umklammerung löst. So finden wir immer mehr in die emotionale Freiheit, nach der wir uns sehnen.

Um auch in den Workshops tiefer in die Arbeit eintauchen zu können, biete ich ab Herbst jeweils ein ganzes Wochenende (Samstag/Sonntag) in Oberbuchsiten an, statt nur eines Tages, wie bisher.

 

Am 7./8. November gibt es ein Wochenende für Paare.
Am 30./31. Januar 2021 für Männer, Frauen und Paare.
Voller Leichtigkeit und tiefer Entspannung und Inspiration wird unsere Paarwoche vom 27.9. bis 3.10.2020 im Emmental sein. Mehr Infos und Anmeldung hier: www.paarwoche.ch

 

Nun wünsche ich uns allen einen entspannten und beherzten Sommer mit viel ehrlichem Austausch. Denn ich glaube, dass uns die jetzige, äusserst herausfordernde und zugleich chancenreiche Zeit dazu auffordert, dass wir Farbe bekennen und uns zeigen, mit dem, was wir fühlen.  Dass wir entdecken, wer wir wirklich sind, von Moment zu Moment, in Achtsamkeit und Respekt vor uns selber und unserem Gegenüber.

Herzlich

Anne-Katrin

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