Herzensarbeit togge

« Ich kann meiner Frau nichts recht machen»

Nina ist zu Hause mit dem kleinen Tim und wartet auf Markus, ihren Mann. «Wann kommt er endlich? Er ist immer so spät!» Sie ruft ihn an. Markus sagt, er sei gleich zu Hause. Es dauere wirklich nicht mehr lange.

Als er zehn Minuten später immer noch nicht da ist, denkt Nina: «Der Kleine ist ihm nicht wichtig und ich erst recht nicht. Darum kommt alles andere zuerst!» Diese Gedanken frustrieren Nina so sehr, dass Wut in ihr hochkocht. Wut und Trauer über die Situation.

Eine halbe Stunde später kommt Markus nach Hause. Nina rastet aus. Sie weint und macht ihm Vorwürfe. Er reagiert verärgert und schreit sie an. Sie geht stumm in ihr Zimmer und der Abend ist gelaufen.

Markus sitzt grübelnd vor dem Fernseher und versteht die Welt nicht mehr. Er hat doch heute Geld verdient für die Familie. Was passt Nina denn nun wieder nicht? Kann er überhaupt noch irgend etwas richtig machen? Er ist ratlos, frustriert und verärgert. Vielleicht passen sie einfach nicht zusammen und sollten sich besser trennen…

 

Soweit die altbekannten Muster. Die konkreten Situationen sind dabei austauschbar.

 

Wir spielen nun das Ganze nochmals durch und statten Nina und Markus mit dem Schweinwerfer des Bewusstseins aus. Das heisst, die beiden haben immer noch ihre alten Muster, bleiben aber nicht mit diesen Mustern identifiziert, sondern bemerken sie und wachen auf aus der Verstrickung. Sie entscheiden, wer sie wirklich sein wollen:

 

Nina wartet mit dem kleinen Tim auf Markus. Sie bemerkt, dass sie müde und etwas abgespannt ist und hofft, dass Markus bald da ist. Sie ruft ihn an und erkundigt sich ganz bewusst zuerst nach seinem Befinden: «Hallo Schatz, geht’s dir gut? Ich sehne mich gerade nach einer kleinen Pause und hoffe, dass du bald da bist».

Markus weiss, dass wenn seine Frau müde ist, sie gerne genau wissen möchte, wann er zu Hause ist. Er überschlägt für sich kurz die Zeit, die er noch braucht und gibt lieber noch eine kleine Reserve dazu. Er sagt: «Ja, ich verstehe dich. Leider brauche ich wirklich noch eine halbe Stunde, früher schaffe ich es nicht.»

Nina spürt ihre Enttäuschung. So spät kommt er sonst nie nach Hause. Ist sie ihm denn gar nichts wert? In dem Moment klingelt in ihrem Kopf die Alarmglocke. Was war das gerade für ein Gedanke? Ist der wirklich wahr? Ist sie ihm nichts wert? Nein, das stimmt nicht. Das weiss sie in ihrem Innersten. Jetzt wird es schon ein wenig leichter.

Nina schaut Tim beim Spielen zu und hält einen Teil ihrer Aufmerksamkeit in ihrem Innern. Wie fühle ich mich gerade? Enttäuscht. Was braucht dieses Gefühl von meinem Herzen? Es möchte wahrgenommen werden, es braucht Raum und Zuwendung, Verständnis und Mitgefühl. Die Enttäuschung lässt nach.

Da ist noch die Müdigkeit. Auch sie ist ein Gefühl, das Zuwendung braucht. Sie ist ein Körperzustand, aber auch ein Gefühl. Das Gefühl möchte da sein dürfen, es braucht Verständnis und Zuwendung. Es möchte nicht allein gelassen werden.

Nina fühlt sich erleichtert. Sie ist nicht mehr identifiziert mit der Müdigkeit und der Enttäuschung. Sie nimmt diese Gefühle noch wahr, ist aber nicht mehr beherrscht von ihnen.

Nach einer halben Stunde kommt Markus. Nina ist froh, dass er nun da ist. Sie weiss, dass auch er heute streng gearbeitet hat. Sie möchte ihm zeigen, dass sie ihn lieb hat. Sie steht auf, geht auf ihn zu, umarmt und küsst ihn zur Begrüssung.

Nachdem er sich hingesetzt hat, fragt sie, ob sie ihm Tim für eine Stunde überlassen dürfe, damit sie sich ein wenig zurückziehen könne. Markus spürt seine eigene Müdigkeit auch. Dennoch willigt er ein, weil er seiner Frau gerne etwas zuliebe tut. Er macht es sich mit Tim so bequem wie möglich.

Nachdem Tim im Bett ist, verbringen Markus und Nina einen friedlichen und zärtlichen Abend miteinander.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch… ha ha!

 

Im Ernst: Wenn beide bewusst bleiben und nicht in ihre Muster fallen, ist es sehr einfach. Wie bei Nina und Markus.

 

In der Realität ist es oft so, dass eine oder einer der beiden in dem Moment gerade bewusster ist als der/die andere. Es reicht, wenn einer der beiden bewusst ist, denn Bewusstheit ist ansteckend. Unbewusstheit jedoch leider auch. Es ist also wichtig, dass derjenige, der wach ist und nicht ins alte Muster fällt, standhaft und ruhig dabei bleibt. Auch dann, wenn das Gegenüber emotional wird.

 

Es hilft, wenn du dabei deinen Atem und deinen Körper spürst und dich nicht von (negativen) Gedanken und alten Geschichten davontragen lässt. Bleib in der Gegenwart. Diese ist immer einfach. Es wird nur dann emotional und kompliziert, wenn wir abdriften in vergangene Erfahrungen oder uns an zukünftigen Befürchtungen orientieren.

 

In der Gegenwart bleibst du, wenn du die Sinneseindrücke wahrnimmst und deinem Gegenüber in die Augen schaust.

 

Du bleibst in der Gegenwart, wenn du deine eigenen Gefühle spürst und sie ausdrückst ohne Vorwurf. Dann bist du im Hier und Jetzt. Eine Lösung gibt es nur gerade jetzt.

 

Denk nicht darüber nach. Probiers aus! Am besten dann, wenn die Stimmung gerade friedlich ist. Dann kannst du üben, präsent und in Kontakt zu bleiben.

 

Am Freitag, 14.4. 23 ist wieder Impulsabend in Oensingen. Auch da üben wir gemeinsam, präsent und in Kontakt zu bleiben. Melde dich an! Du bist herzlich willkommen!

 

In Liebe

Anne-Katrin

 

 

 

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