Herzensarbeit togge

Ich und Du – Neubeginn in einer alt gewordenen Liebe

Kann eine Liebe überhaupt alt werden? Ich glaube, die Liebe als Gefühl, die Liebe als innere Haltung, kann nicht alt werden. Sie fühlt sich immer jung und neu an, sonst ist es keine Liebe mehr… Die Beziehung jedoch kann sich sehr wohl alt anfühlen. Im positiven, wie auch im negativen Sinn.

In einer in die Jahre gekommenen Beziehung sind oft zwei Hauptaspekte wirksam: Einerseits ist manchmal durch das gemeinsam Erlebte und Durchgestandene eine tiefe Vertrautheit und Freundschaft da und andererseits sind oft Abnützungserscheinungen spürbar: „Wie oft habe ich das schon gehört?“ „Wie oft habe ich jenes schon gesagt?“ „Wie oft hat mich dieses schon genervt“ „Wann wird es endlich besser?…“

Es ist gut, diesem Gefühl der Verzweiflung oder des Überdrusses unser Herz zu öffnen. Vielleicht möchte es einfach gesehen und gefühlt werden, braucht Verständnis und Raum.

Manchmal ist es notwendig, alle kleinen und auch die grossen „Neins“ in der Beziehung bewusst zu fühlen und ins Herz zu holen.

Vor vielen Jahre, bevor ich die Herzensarbeit kannte, haben mein Mann und ich ab und zu etwas praktiziert, was ich heute nicht mehr unbedingt empfehlen würde. Bei uns hat es damals jedoch Positives bewirkt:

In einem Moment des Frusts und der Zerknirschung haben wir einander alles gesagt, was uns in der Beziehung belastet hat, was fehlt hat und uns nicht gefallen hat. Wir taten dies schonungslos, sind dabei aber gleichzeitig respektvoll geblieben. Am Schluss haben wir auf diesen „Abfallhaufen“ geschaut und eigentlich war klar, da gibt es keine Zukunft mehr…

Interessanterweise kam in dem Moment jeweils der Wendepunkt: Alles Negative war gesagt und es gab ein Gefühl der Erleichterung und Vertrautheit. Einfach dadurch, dass wir einander erlaubt haben, alles auszusprechen und dass es in Ordnung war, auch den Gedanken an Trennung zu äussern. Dadurch kamen die positiven Aspekte wieder ins Blickfeld und wir konnten den Weg gemeinsam weitergehen.

Diese „Methode“ hat bei uns in den frühen Jahren funktioniert. Sie ist aber gefährlich und kann in älteren Beziehungen eine Abwärtsspirale bewirken.

Heute gilt für mich das gleiche Prinzip, jedoch auf die innerliche Ebene begrenzt: Alle verneinenden, belastenden, beängstigenden Gefühle möchten von uns gefühlt werden, sie brauchen Erlaubnis da zu sein, Verständnis und Mitgefühl von unserem eigenen Herzen (nicht von dem unseres Partners).

Sobald die negativen Gefühle einen Platz im Herzen gefunden haben, können wir uns fragen: Wonach sehne ich mich in der Beziehung? Auch die Sehnsucht möchte bewusst gefühlt werden, sie braucht vielleicht Raum und möchte, dass wir ihre Erfüllung überhaupt für möglich halten.

In einem nächsten Schritt können wir uns vorstellen, die Sehnsucht wäre bereits erfüllt. Gelingt uns das, entsteht ein wunderschönes Gefühl, das sich in unserem Körper und im Gemüt ausbreitet. Dieses Gefühl gilt es nun zu hegen und zu pflegen, wie ein kleines Pflänzchen, das wachsen und stark werden darf. Dies geschieht, indem wir uns an das Gefühl erinnern, es oft fühlen und uns immer wieder darauf fokussieren, egal, wie die äusseren Umstände gerade sind!

So wächst das schöne Gefühl in uns und strahlt aus in die Beziehung. Aus diesem Gefühl heraus entstehen vielleicht positive Worte und Taten und die Spirale beginnt aufwärts zu drehen. Dies alles ohne Kritik und belastende Aussagen dem Partner gegenüber 🙂 .

Auf die Art kann ein Neubeginn entstehen – in einer alt gewordenen Liebe. Das durfte ich schon oft bei mir selber und bei Paaren, die ich begleite, erleben.

Dies heisst nun nicht, dass wir keine Aussprachen mehr machen dürfen und keinerlei belastende Gefühle mehr äussern sollten.

Die Aussprache kommt hingegen viel positiver heraus, wenn wir vorher die negativen Gefühle in unser Herz geholt haben. Dann sind wir in uns selber verankert und können in Ruhe und ohne Vorwurf das aussprechen, was es zu klären gibt.

In dem Sinne wünsche ich uns allen immer wieder einen Neubeginn – nicht nur jetzt ,wo das Jahr anfängt. Alle diese noch so kleinen Neubeginne sind es, die unsere Beziehung lebendig erhalten – egal, wie „alt“ sie bereits geworden ist!

Und dann kosten wir die herrlichen Früchte einer reifen Beziehung!!!

 

 

 

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