Herzensarbeit togge

Sollen wir zusammenbleiben oder uns trennen?

Immer wieder kommen Paare zu mir, die sich fragen, ob sie weiterhin zusammenbleiben wollen, oder ob sie sich besser trennen sollen.

Was sind denn gute Gründe für eine Trennung? Heute wissen wir, dass eine Beziehung uns die Chance gibt, zu wachsen und uns zu entwickeln. Es kann sich extrem lohnen, diese Chance wahrzunehmen. Manchmal ist es aber auch Zeit für eine Trennung. Das hier soll eine kleine Orientierungshilfe sein, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Wir alle möchten lieben und uns geliebt fühlen. Wenn dies nicht mehr möglich scheint, dann taucht die Frage nach einer Trennung auf.

Meistens versuchen wir alle möglichen Strategien: Uns selber verbiegen, alles tun, um dem Partner wieder zu gefallen. Dabei verlieren wir nicht selten das Gefühl für uns selber, für das, was uns wirklich Freude macht, für das, was wir wirklich sind und wollen.

Oder aber wir sind in der andern Position und versuchen, den Partner zu „erziehen“, zurechtzubiegen, zu kritisieren oder ihm einfach nur ein paar gute Tipps zu geben… Dies macht uns nicht glücklicher. Denn entweder wehrt sich der Partner, dann sind wir in dauerndem Streit. Oder aber er/sie fügt sich und verhält sich marionettenartig. Dies befriedigt uns auf Dauer auch nicht, weil wir im Grunde des Herzens mit einem authentischen Menschen gleichberechtigt leben möchten und nicht mit einem, der sich ständig um unsere Zufriedenheit bemüht.

Was hilft auf dem Weg zu einem authentischen Miteinander? Das heisst, zu einer Beziehung, in der beide sich selber sein können, sich nicht verbiegen müssen, den andern sein lassen können und trotzdem – oder gerade deswegen –  eine tiefe Verbindung spürbar ist?

Die Antwort ist unspektakulär: Auf diesem Weg ist die wichtigste Übung, sich selber immer tiefer zu lieben und zu achten. Dies hat nichts mit Egoismus und Selbstsucht zu tun: Im Gegenteil! Wenn wir uns in Liebe und Achtsamkeit uns selber zuwenden, unserem Körper, unserem Herzen, unseren Wünschen und Sehnsüchten, dann lernen wir uns von innen her immer besser kennen. Das heisst auch, dass wir unsere Schattenseiten, Fehler und Schwächen ehrlich und klar erkennen, ohne uns deshalb klein zu machen.

Wir können vielleicht auch mal über uns selber lachen, was hilfreich ist in einer Beziehung.

Gerade weil die Liebe und Fürsorge für uns selber so gefestigt ist, müssen wir uns nicht allzu ernst nehmen, sondern können auch mal mit Humor und Leichtigkeit über Situationen hinwegschauen, die uns vielleicht früher aus der Fassung gebracht hätten.

Wenn wir unsicher sind, ob wir mit unserem Partner /Partnerin zusammen bleiben möchten, können wir uns folgende Fragen stellen:

 

  1. Kann ich meinen Partner genau so lieben, wie er ist? Das heisst nicht, dass ich alle seine Verhaltensweisen fraglos schlucken muss. Es heisst nur, dass ich ihn so, wie er von seinem Wesen her ist, lieben und akzeptieren kann.

 

Wenn ich diese Frage mit ja beantworten kann, gehe ich zur zweiten Frage über:

 

  1. Liebt mich mein Partner genau so, wie ich bin? Auch da heisst es nicht, dass er alle meine Verhaltensweisentolerieren muss. Er muss mich von meinem grundsätzlichen Wesen her lieben und akzeptieren können.

 

Wenn wir diese Frage auch mit Ja beantworten können, dann steht der positiven Entwicklung unserer Beziehung nicht mehr viel im Weg. Dann braucht es noch Geduld, Toleranz, Gelassenheit, viel Humor und einige gemeinsame Interessen für ein gutes Gelingen der Beziehung.

Wenn ich die 1. Frage mit Nein beantworten muss, kann ich mich fragen: Wie müsste er denn sein, damit ich ihn lieben kann? Es ist wichtig, diese Dinge offen und ehrlich mit dem Partner zu besprechen. Vielleicht ist es an der Zeit, die Beziehung in Respekt und Würde zu beenden? Oder es geht darum, Missverständnisse zu klären und alte Wunden heilen zu lassen?

Wenn ich die 2. Frage mit Nein beantworten muss, kann es sein, dass mich mein Partner nicht respektiert, weil ich mich selber zu wenig liebe, nicht authentisch bin und zu wenig für mich einstehe. Er spiegelt mir das.

In dem Fall kann ich entscheiden, endlich mehr auf mich selber zu hören, mich zu achten, zu verstehen und mich selber genau so zu respektieren, wie ich bin. Mit allen Fehlern und Schwächen.

Es ist möglich,  dass mir mein Partner dieses neue Selbstverständnis wiederum spiegelt und mich mehr zu lieben und zu achten beginnt.

Ist das nicht der Fall, ist es Zeit, über eine Trennung nachzudenken. Denn es kann nie ein authentischer Lebensweg sein, mich für einen andern zu verbiegen. Das, was ich dafür bekomme, ist keine wirkliche Liebe und damit keine würdige, freudvolle und nährende Begegnung.

Bei dieser so wichtigen Entscheidung ist es gut, nach innen zu hören auf unser Herz und darauf zu vertrauen, dass wir vom Herzen her den richtigen Impuls bekommen.

Manchmal ist ein Weg einfach zu Ende. Dann spüren wir das. Manchmal liegt ein neuer (oder uralter) Stolperstein vor uns. Dann lohnt es sich, hinzuschauen und ihn als Wachstums-Chance zu nutzen.

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