Herzensarbeit togge

Von drei verdrängten Gefühlen in unseren Paarbeziehungen – und in der Coronakrise!

Wir leben in herausfordernden Zeiten! Die weltweit krisengeschwängerte Stimmung erreicht uns bis in unsere privaten Beziehungen – ob wir dies nun wahrhaben wollen oder nicht. Egal, ob die Coronakrise unsere berufliche und familiäre Situation direkt betrifft oder nicht, egal, wie stark oder wie wenig wir uns damit befassen wollen, sie löst bei jedem die unterschiedlichsten Gefühle aus.

In unseren Paarbeziehungen, Familien, im Freundeskreis, im beruflichen Umfeld und in der Öffentlichkeit löst die Krise immer wieder heftige Diskussionen aus.

Die z.T. unversöhnlich scheinenden Standpunkte, die auf beiden Seiten verteidigt werden und die unsere Familien und unsere Gesellschaft spalten, stammen aus tiefer liegenden Gefühlsschichten, mit denen wir identifiziert bleiben.

Es lohnt sich, bei uns selber genauer hinzuschauen! Denn so schwierig und unerwünscht diese Krise auch immer sein mag, sie bietet eine riesige Chance, unsere Gefühle zu klären und zu heilen und so zu eigenständigeren, stärkeren und reiferen Menschen zu werden.

Denn es taucht nichts auf, was nicht schon vorher unter der Oberfläche geschwelt hätte. Es wird jetzt so deutlich, dass wir fast gezwungen sind, uns damit zu befassen. Und das ist eine echte Chance!

Im Folgenden werde ich auf drei Hauptgefühle eingehen, die in dieser Pandemie, aber auch in unseren Paarbeziehungen deutlich zutage treten:

Das Gefühl der Ohnmacht ist weit verbreitet und wird gerne verdrängt, da es sich höchst unangenehm anfühlt. Ohnmacht tritt dann auf, wenn etwas von aussen grösser oder stärker zu sein scheint als wir selber, wenn uns also etwas zu überwältigen droht.

Wir fühlen uns vielleicht ohnmächtig dem unsichtbaren Virus gegenüber, da es uns erwischen und krank machen könnte. Oder wir fühlen uns dem Staat gegenüber ohnmächtig, der uns Massnahmen aufzwingt, die wir nicht einsehen und die uns Schaden zufügen. Oder wir fühlen uns grundsätzlich ohnmächtig – machtlos – der Krise gegenüber.

Genauso können wir uns in einer persönlichen Beziehungskrise ohnmächtig fühlen. Wir haben zwar Wünsche, fühlen uns aber machtlos, diese zu erfüllen.

Es ist wichtig, die Ohnmacht als Gefühl zu erkennen und nicht mit ihr identifiziert zu bleiben. Es hilft schon, wenn wir uns sagen: Ich fühle mich ohnmächtig, ich bin es aber nicht (weil es immer Handlungsoptionen gibt). Es ist ein Teil von mir, der sich ohnmächtig fühlt und ich kann diesen Teil wahrnehmen. Er braucht vielleicht Verständnis von meinem Herzen und Erlaubnis, da sein zu dürfen. Als Gefühl, statt als Tatsache. Vielleicht möchte der Teil in mir, der sich so ohnmächtig fühlt, bewusst gefühlt und in den Arm genommen werden.

Du fragst dich vielleicht, was das bringen soll. Erfahren kannst du es nicht, indem zu darüber nachdenkst und daran zweifelst, sondern nur, indem du dich ganz darauf einlässt, diese Ohnmacht fühlst und in dein Herz holst.

Angst

Mit dem Gefühl der Angst verhält es sich ähnlich. Das scheint in der Coronakrise das am meisten verbreitete und zugleich am meisten verdrängte und verleugnete Gefühl zu sein. Kaum jemand, mit dem ich spreche, gibt zu, dass er/sie Angst hat. Angst, angesteckt zu werden, Angst vor Krankheit und Tod, oder  Angst vor der Macht des Staates…

In Beziehungen ist es die – auch oft unbewusste – Angst, verlassen zu werden, allein zu sein,  nicht geliebt zu sein. Oder die Angst unfrei zu sein, ungerecht behandelt zu werden, die falsche Entscheidung zu treffen, ….

Es geht nicht darum, ob die Angst berechtigt ist oder nicht. Wenn wir unbewusst mit der Angst identifiziert bleiben, denken, sprechen und handeln wir getrieben von der Angst. In diesem Modus werden wir rechthaberisch, undifferenziert, irrational, naiv, unkritisch und unkreativ. Wir nähern uns also nicht einer Lösung, sondern führen eher das herbei, vor dem wir uns fürchten.

Die Angst gehört zu unserem Menschsein! Fühlen wir sie bewusst, holen wir sie in unser Herz, begegnen wir ihr mit Verständnis und Mitgefühl und werden so zu offeneren und liebevolleren Mitmenschen! Auf diese Weise finden wir eher zu kreativen Lösungen, statt im Angst-Karrussel gefangen zu bleiben.

Empörung

Als drittes Hauptgefühl in dieser Krise möchte ich die Empörung nennen. In diesem Gefühl entflammen die heftigsten Diskussionen. In diesem Gefühl rotten sich die verschiedenen Gruppen zusammen und wettern über die jeweils andern.

Da gibt es Empörung über die «Egoisten», die keine Maske tragen, Empörung über die Spinner, die an eine Demo gehen oder über den Ungehorsam dem Staat gegenüber. Auf der andern Seite Empörung über die Dummheit der Bevölkerung und den Machtmissbrauch der Politiker.

Identifiziert mit dem Gefühl der Empörung sehen wir uns selber im Recht und den andern im Unrecht. Wir sehen uns selber als erhaben und im Besitz der Wahrheit und den andern als dumm und auf Irrwegen. Darum fühlt sich Empörung so gut an und wirkt in Gruppen höchst ansteckend!

Auch in Paarbeziehungen taucht oft Empörung auf. Wir zeigen mit dem Finger auf Dinge, die der andere falsch macht und die uns nie passieren würden! Wir empören uns darüber, wie wenig kommunikativ, wie lieb- und verständnislos der andere doch ist und wie wir selber in diesen Bereichen schon viel weiter sind!

Empörung fühlt sich eine Weile gut an, kann jedoch bald zu Erschöpfung und in einen destruktiven Zustand führen. Es führt in die Nicht-Liebe.

Wenn wir das Gefühl der Empörung bewusst wahrnehmen und in unser Herz holen, kann es zu einer Kraft werden, die uns ins Handeln führt. Sei es zu einem klaren und ehrlichen Gespräch mit unserem Gegenüber oder zum Aufbau konstruktiver Projekte, die uns näher an unser eigentliches Ziel führen.

Viele Bereiche dieser Krise liegen nicht in unserer Hand. Was definitiv in unserer Hand liegt, ist es, diese Zeitqualität für unser persönliches Aufwachen zu nutzen.

Was Aufwachen bedeutet, muss jeder für sich selber definieren. Es kann bedeuten, in unseren Beziehungen klarer, ehrlicher und persönlicher zu kommunizieren. Es kann bedeuten, stärker zu sich selber und den eigenen Anliegen zu stehen. Es kann bedeuten, Farbe zu bekennen und die oder der zu sein, der wir wirklich sind.

Es kann bedeuten, dass wir uns aus der Komfortzone herausbewegen, bewusst Risiken eingehen und uns so dem Leben nähern, das wir wirklich wollen.

Es kann bedeuten, dem Leben mit all seinen Ungewissheiten angstfreier, gestärkter und freudvoller zu begegnen, ganz egal, wie widrig die Umstände sind, in denen wir uns zur Zeit befinden….

Der Schlüssel dazu sind unsere Gefühle, die nicht verdrängt, sondern gefühlt werden möchten, wie schmerzlich sie auch immer sein mögen.

Denn sie werden einen verborgenen Schatz in uns frei geben: Unser tiefstes, inneres Sein, das unbesiegbar und unverletzbar ist, und sich voller Liebe dem Leben hingibt.

 

Wer diesen Weg intensiver mit mir gehen möchte, dem seien die beiden Workshops vom 7./8. November 2020 und vom 30./31 Januar 2021 wärmstens empfohlen.

 

Herzlich

Anne-Katrin

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