Herzensarbeit togge

Was, wenn ich nicht mehr geliebt werde?

Seit einem Jahr befasse ich mich verstärkt mit der Dynamik der Angst. Sie ist allgegenwärtig in Politik, Gesellschaft und vor allem in den Medien. Wenn wir unbewusst und unreflektiert bleiben, kann dieses Gefühl uns überwältigen und beherrschen und uns zu Menschen werden lassen, die wir nie sein wollten.

Es gibt unzählige Aspekte der Angst. Die Angst vor Krankheit und Tod, die Angst, Schuld auf sich zu laden, die Angst vor Freiheitsbeschränkung. Heute möchte ich mich mit einer eher verkannten Seite der Angst beschäftigen, die aber nicht weniger mächtig wirkt: Der Angst davor, nicht geliebt zu werden, nicht dazu zu gehören.

Diese Angst ist existenziell begründet. Vor ca. 70 Jahren hat man bei Babys in Kinderheimen beobachtet, dass diese starben, obwohl sie korrekt gefüttert und gepflegt wurden. Sie starben deshalb, weil sie keine liebevolle Zuwendung und Körperwärme bekommen haben.

Es ist unbestritten: Wir Menschen fühlen uns zueinander hingezogen. Wir brauchen und lieben einander. Es ist Teil unseres Lebensplanes, liebevolle Verbindungen miteinander einzugehen. Beglückende Begegnungen, Kontakte und Beziehungen gehören zum Schönsten, was uns das Leben bietet.

Und gerade WEIL das so wichtig ist, steckt hier auch eine grosse Verlustangst: Was ist, wenn meine FreundInnen mich nicht mehr mögen? Was tue ich alles bei der Arbeit, damit ich besonders positiv oder nur ja nicht negativ bei den andern auffalle? Und was, wenn mein Partner/Partnerin unzufrieden mit mir ist oder mich nicht mehr liebt?

Die Angst vor Liebesverlust, Anerkennungsverlust, die Angst, nicht dazuzugehören hat uns im Griff. Ganz subtil, ganz selbstverständlich.

Ich finde die Vorstellung faszinierend, komplett angstfrei, komplett furchtlos durchs Leben zu navigieren.

Machst du mit, dass wir uns das jetzt gerade gemeinsam einen Moment lang vorstellen? Wir sind frei von jeder noch so subtilen Angst, Hemmung oder Sorge, nichts bremst uns, kein Sand ist im Getriebe….

Wie fühlt sich das im Körper an? Was passiert mit unseren Gedanken und Gefühlen bei dieser Vorstellung?

Mein Körper fühlt sich warm, weich und entspannt an. Die Gedanken verlangsamen sich, werden leiser und ruhiger. Ich nehme ein Gefühl von Vertrauen, Wohlsein und Leichtigkeit wahr.

Wenn wieder subtile (oder offensichtliche) Ängste auftauchen – und das werden sie – werde ich sie an meiner Körperspannung erkennen, an der Dichte und «Lautstärke» meiner Gedanken, an der Färbung meiner Gefühle. Ich begegne ihnen mit Verständnis und Mitgefühl und verwechsle sie nicht mit der Realität, sondern nehme sie wahr als das, was sie sind: Gefühle, die durch meine Gedanken und Glaubensmuster ausgelöst wurden.

Wenn wir das mehrmals täglich für nur 10 Sekunden tun, ist eine deutliche Veränderung spürbar. Einen kurzen Moment lang alles ablegen, nichts tun, nur Atem und Körper spüren und dir vorstellen, dass du komplett furchtlos bist.

Wie denke und fühle ich, wie spreche und handle ich, wenn ich vollkommen frei von Angst bin? Eine tiefe, tiefe Entspannung macht sich breit. Eine Entspannung, die ausstrahlt auf unsere Partnerschaft, auf die Beziehungen zu unseren Kindern und Eltern, zu unseren Freunden und Arbeitskollegen und auf die Rolle, die wir in der Gesellschaft spielen.

Möge es uns gelingen, die Angst immer mehr wahrzunehmen, wenn sie auftaucht und uns für kurze Augenblicke in diesen wunderbaren Seinszustand der Furchtlosigkeit und des Vertrauens zu begeben.
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