Herzensarbeit togge

„Wenn du ein wenig anders wärst, dann ginge es mir auch besser….“

Diesen Satz sagen mein Mann und ich manchmal (im Scherz) zueinander, wenn wir den andern doch lieber ein wenig anders hätten….. 🙂

Kommt dir diese Äusserung (vielleicht auch nur als Gedanke) bekannt vor?

Selten sagen wir es so direkt, mit diesen Worten. Wenn wir aber unsere innere Haltung offen und ehrlich erforschen, dann ist sehr viel von dem enthalten… Diese Haltung können wir in allen unseren beruflichen und privaten Beziehungen beobachten. Am meisten aber in unserer Ehe oder langjährigen Partnerschaft, denn dort häufen sich oft verletzte Gefühle an.

Nun: darüber sollen wir uns nicht schlecht oder schuldig fühlen. Es kann eher ein Grinsen auf den Stockzähnen auslösen, wenn wir aufrichtig erkennen, wie sehr doch unser Wohlfühlbarometer vom Verhalten unseres Partners/Partnerin abhängt.

Vor vielen Jahren hatte ich einmal eine grosse Krise in meiner Ehe. Zu der Zeit nahm ich an einem spannenden Workshop teil und klagte dort einer Teilnehmerin mein Leid. Ich war verzweifelt und zählte ihr alles auf, was mein Mann meiner Ansicht nach falsch machte, wie unmöglich er sei und wie ich es mit ihm einfach nicht mehr aushalten könne…

Zu meiner Enttäuschung sagte sie nicht so etwas wie: „Ich verstehe dich, das geht wirklich nicht!“, sondern sie sagte etwas für mich ganz und gar Unerwünschtes, das mich eher noch hilfloser und nachdenklich zurückliess:

„Ich hatte auch einmal eine solche Krise, in der ich keinen Ausweg mehr sah. Bis ich irgend einmal merkte, dass ich mich selber ändern musste. Nachdem es mir gelungen war, eine neue Perspektive einzunehmen, ging es mir in meiner Ehe viel besser.“

Wenn ein Paar zu einem Erstgespräch zu mir kommt, und beide trotz grössten Problemen signalisieren, dass sie bereit sind, ihren eigenen Beitrag zum Problem –  und somit auch zur Lösung –  zu sehen, dann weiss ich, dass die Chancen auf Erfolg gross sind.

Umgekehrt gibt es kaum Erfolgschancen, wenn die innere Haltung bestehen bleibt, dass ich doch mal schauen soll, dass der Partner/Partnerin endlich wieder zur Vernunft kommt… Das nenne ich die „Autogaragen-Haltung“: „Wir bringen die Beziehung mal in die Garage, damit sie geflickt wieder da raus kommt.“ Das ist etwas überspitzt ausgedrückt… 🙂

Oft geschieht es aber auch – wie damals bei mir selber – dass sich nach und nach die innere Haltung von einer selbstgerechten Starrheit wandelt in eine flexiblere und weichere Offenheit.

Wir kommen dann von einer leidenden Opferhaltung mehr in die Bewusstheit, dass wir ja selber am Steuer sind….

Der Partner/Partnerin löst negative Gefühle in uns aus. Wenn wir es jedoch unterlassen, die Schuld sofort auf ihn zu schieben und uns stattdessen mit Interesse und Hingabe um unsere eigenen Gefühle kümmern, geht unser Herz wieder mehr auf für uns selber und in der Folge auch für unseren Partner.

So stimmen wir das Instrument unserer Gefühlswelt neu ein und lernen mit der Zeit, virtuoser darauf zu spielen. Jeder Musiker weiss, wie viel Übung – und zuweilen auch Begleitung und Anregung von aussen – es braucht, um flüssig und freudvoll spielen zu können.

Wenn wir uns auf diesen Weg einlassen, kann sich in uns selber – und damit auch in unserer Partnerschaft – vieles wandeln zu Schönheit und Leichtigkeit.

In jeder nahen Beziehung gibt es Reibereien und Schmerzen. Wenn wir diese zum Anlass nehmen, unsere starren und eingefahrenen Haltungen bewusst wahrzunehmen, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen, finden wir zu mehr Flexibilität und Gelassenheit. So wird die Mühe des Weges belohnt.

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