Herzensarbeit togge

Wie wir die Corona-Krise als Chance nutzen können

Es ist schwierig, in dieser aussergewöhnlichen Zeit etwas zu schreiben, das allgemein gültig ist. Zumal wir alle überfüllt sind mit Informationen zur Corona-Krise.

Darum schreibe ich einfach persönlich von mir und meinem Erleben in dieser verrückten Zeit. Vielleicht klingt der eine oder andere Gedanke bei dir an:

Heute Morgen beim Spaziergang mit meinem Hund begegnet mir eine Frau, auch mit Hund. Wir lassen die Hunde spielen und lächeln einander an, wohl in gebührendem Abstand, aber sonst, wie wenn nichts wäre. Wie wohltuend, fröhlich und unbeschwert diese kleine Begegnung ist! Im weiteren Verlauf meines Spaziergangs fällt mir auf, wie verrückt wir Menschen doch geworden sind! Wir meiden einander wie Gift – wegen eines Virus!

Die Fakten sind mir bekannt und ich halte mich an die Massnahmen. So weit alles klar. Dennoch stimmt es mich traurig.

Mehr denn je zuvor bin ich gefordert, meine Wahrnehmung auszudehnen, über meine Körpergrenzen hinaus und die Nähe zu den Menschen mehr im Herzen zu spüren.

Seit einiger Zeit habe ich alle meine Beratungen – auch die Paarsitzungen – auf Telefon umgestellt. Und es funktioniert! Ich merke, dass das, was vorher über die Augen als Information zu mir gekommen ist, jetzt einfach vollständig von den Ohren übernommen wird. Ich höre jede kleinste Stimmnuance und nehme auf diese Weise – und auch direkt übers Gefühl – wahr, was im Gegenüber vorgeht.

Ich liebe es, wenn Menschen in ihrem wunderschönen Körper mir direkt gegenübersitzen. Und so starre ich jetzt manchmal fassungslos auf die leeren Stühle, wenn ich in meinem Praxisraum am Telefon sitze.

Wenn ich jedoch die Augen schliesse, fühle ich die Menschen am anderen Ende ganz nah.

Was sagt mir das? Es sagt mir, dass die Liebe immer fliesst. Wenn wir sie nur lassen. Sie ist nicht an einen Ort oder an einen Körper gebunden, sie lässt sich durch nichts aufhalten und überwindet alle scheinbaren Begrenzungen.

Diese Erkenntnis spendet mir viel Trost in dieser schmerzhaften, angstbesetzten Zeit.

Die Tränen laufen mir herunter. Es sind Tränen der Freude über die Liebe im Herzen, die ich spüre. Die Liebe zu den Menschen und Tieren, die Liebe zur Erde, die Liebe zum Leben selber.

Und es sind Tränen der Trauer. Trauer über diese wahn-sinnige Angst und Verzweiflung, die zurzeit einen grossen Teil der Menschen im Bann hält.

Die Trauer möchte einen Platz in meinem Herzen. Sie braucht Verständnis und Mitgefühl. Sie möchte, dass ich bei ihr bin und sie nicht allein lasse.

Ich werde ruhiger, bin wieder mehr bei mir. Verliere mich nicht mehr im Schmerz der Welt. Sehe alles wieder klarer, gelassener, heiterer.

Das Corona-Virus trifft mich an Punkten in meinem Denken und Fühlen, die ich zuvor in dieser Heftigkeit nicht erlebt hatte. Ich werde von riesigen Wellen der Angst und Verzweiflung überflutet. Ich bleibe dabei, fühle, wie die Wellen über meinem Kopf zusammenschlagen und zu gross scheinen für mein Herz.

Irgendwann kommt jeweils der Wendepunkt. Es bricht ein neuer Tag an. Es breitet sich eine Weite und Liebe in mir aus. Eine tiefe Ruhe und Gewissheit. Ein Gefühl, als hätte ich die Angst für immer überwunden. Bis eine neue Welle anrollt, mich erfasst und mich irgendwann in einem noch tieferen Frieden entlässt.

Ich finde Ruhe in den Momenten, in denen mein Drama von mir abfällt.

Wenn ich nur da bin, jetzt, in dem Moment. Ich sitze am Computer und schreibe. Mehr nicht. Ich denke nicht an die Vergangenheit, wie die Welt vor Corona doch noch halbwegs in Ordnung schien, und ich denke nicht an die Zukunft, wann denn endlich diese Sperre wieder aufgehoben wird und was bis dahin noch alles Schlimmes passieren kann und wird….

Denn wenn ich diesen Gedanken glaube, dann projiziere ich meine Vorstellungen auf die Welt und sterbe mit den Menschen tausend Tode und erleide tausend Ängste, ohne irgend jemandem damit zu helfen. Ich mache mich damit selber schwach und hilflos und fühle mich überwältigt vom Schmerz der Welt.

Das alles sind Gedanken, die mein Drama erzeugen.

Doch – wer bin ich ohne diese Gedanken?

Ohne diese Gedanken erlebe ich einen zwar andern, aber dennoch normalen Tag. Ich koche eine Suppe, deren würziger Geruch mir gerade jetzt in die Nase steigt. Ich putze mit meinen Kindern unser Haus und freue mich ab dem blitzblanken Boden. Ich bewundere das weiche Fell und den geschmeidigen Körper meines Hundes. Ich telefoniere mit Menschen und fühle ihr Dasein. Ich begleite sie auf dem Weg in ihr eigenes Herz.

Ich freue mich am Leben – ja, tatsächlich! Ich bin mitten in der Corona-Krise und freue mich am Leben! Das gelingt mir jetzt, wo ich erkenne, dass ich einzig und allein an meinen Gedanken leide und nicht an der Wirklichkeit! Das ist auch verrückt, oder?

Nur wenn ich mich am Leben erfreue, kann ich diesen Funken der Freude mit andern teilen. Möge er sich verbreiten, so schnell, wie sich das Angst-Virus namens Corona in unseren Köpfen verbreitet hat. Das physische Virus ist nicht wirklich mächtig, es ist nur sehr begrenzt wirksam, wie alle andern Krankheiten auch. Die eigentliche Macht hat das Angst-Virus in unseren Gedanken. Jedoch nur so lange, bis wir es als solches erkennen.

Sobald wir aufwachen aus dieser Angst und sie nicht mehr mit der Wirklichkeit verwechseln, werden wir stark. Wir werden so stark, dass auch das physische Virus uns nichts anhaben kann.

Sterblich bleibt unser Körper dennoch. Daran verändert sich nichts. Wann und unter welchen Umständen wir diesen Körper hier zurücklassen, bleibt allein Gott überlassen (oder wie wir diese höhere Macht auch immer nennen mögen).

In der Zwischenzeit dürfen wir uns des Lebens erfreuen. Derzeit rücken die kleinen, alltäglichen Dinge in meinen Fokus: Die warme Dusche am Morgen, die Frühlingsblumen im Garten, die leckere Suppe, der kurze Schwatz mit der Nachbarin, eine humorvolle Nachricht auf dem Handy,….

Die Frage der Stunde ist: Wer bin ich ohne meine belastenden Gedanken? Und: Woher weiss ich, wie die Wirklichkeit sein sollte?

Diese beiden Fragen stammen aus dem Buch von Byron Katie: „Lieben, was ist!“, der Titel sagt schon alles! Ich kann dieses und andere Bücher von Byron Katie zur Überprüfung der Gedanken empfehlen!

Und zuletzt noch eine freudige Nachricht: Unser neues „Baby“ – unsere Website zur Paarwoche vom nächsten Herbst – wurde soeben geboren! Corona hat uns Zeit geschenkt – und jetzt ist unser neues Projekt ausgereift und da! Schaut rein und gebt uns Feedback! Wir freuen uns darauf!

www.paarwoche.ch

Herzlich

Anne-Katrin

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