Herzensarbeit togge

Zuhören ja! Aber wie?

Das echte und aktive Zuhören scheint in unserer Welt eine Rarität zu sein! War es früher anders? Ich weiss es nicht. Wohl kaum.

Heute kommen durch die ständige Ablenkung mit Bildschirmmedien noch grössere Hindernisse hinzu, die das wirkliche Zuhören nahezu verunmöglichen.

Die erste Voraussetzung für effektives Zuhören scheint also klar: Handy beiseite legen.

Nun gibt es in diesem Spiel ja immer mindestens zwei: Die Sprecherin und den Zuhörer (oder in umgekehrten Rollen). Wie einfach machen wir es den Zuhörenden, uns wirklich zu hören? Texten wir unser Gegenüber einfach voll? Z.B. mit Belanglosem, mit bohrenden Fragen oder gar mit Vorwürfen? Dann ist die Flucht in irgendeine Ablenkung beim Partner/Partnerin abzusehen.

Und als Zuhörende: Ist unser Ohr unvoreingenommen offen für das, was unser Gegenüber uns mitteilt? Sind wir bereits mit dem beschäftigt, was wir als nächstes sagen, kommentieren oder entgegenhalten möchten? Sind wir uns bereits am Verteidigen, Rechtfertigen oder Herausreden?

Diese Verhaltensweisen sind oft tief in uns eingraviert und können sich subtil und wenig bewusst abspielen.

Durch eine in alten Mustern verhaftete Kommunikation kommt es bei Paaren oft zu Konflikten, die mehr und mehr unlösbar scheinen.

Oft bedarf es nur eines kleinen Schalters, der umgelegt werden muss um die Verhärtungen zu lösen: Das bewusste Zuhören mit dem Herzen und das Sprechen aus dem Herzen.

Klare Strukturen und Spielregeln können helfen, eingefleischte Muster aufzuweichen. Eine effiziente Form der Kommunikation ist das „Herzensgespräch“. Es wurden bereits Bücher zu dieser Form geschrieben, z.B. unter dem Namen „Zwiegespräch“ oder „Paardate“, mit etwas unterschiedlichen Schwerpunkten.

 

Kurzanleitung zum Herzensgespräch

 

  1. Setzt euch zu zweit hin und sorgt dafür, dass ihr für mindestens 30 Minuten durch nichts und niemanden gestört oder abgelenkt werdet.
  2. Stellt den Timer auf 10 Minuten (oder 5, oder 15 Minuten). Eine Person spricht, die andere hört nur zu.
  3. Beide spüren den Körper und den Atem um wach, präsent und bewusst zu bleiben und nicht in einen inneren „Film“ abzudriften.
  4. Die sprechende Person spricht in Ich-Form („Ich fühle mich enttäuscht darüber….“ , „Ich mache mir Sorgen, weil…“ , „Mich beschäftigt, dass….“, „Es freut mich, dass…“), stellt keine Forderungen, macht keine Vorwürfe und übt keine Kritik.
  5. Die hörende Person ist ganz dem Gegenüber zugewandt und stellt sich vor, die Ohren seien am Herzen, statt am Kopf.
  6. Sobald die Zeit um ist, wechselt ihr die Rollen.
  7. Lasst am Schluss das Gesagte und Gehörte einfach sein und wirken. Diskutiert nicht darüber! Falls es bei euch Gefühle ausgelöst hat: Macht Herzensarbeit! Am nächsten Tag könnt ihr bei Bedarf aufgetauchte Fragen klären.

 

Noch eine Anmerkung zu Wünschen und Bitten

Diese dürfen natürlich geäussert werden im Herzensgespräch. Wir müssen uns dabei jedoch im Klaren  sein, dass unser Gegenüber sie vielleicht nicht erfüllen kann oder will. Wenn wir kein Nein akzeptieren können, dann ist es weder ein Wunsch noch eine Bitte, sondern eine Forderung. Wie wir selber, so möchte auch unser Gegenüber authentisch bleiben. So ist es manchmal nicht möglich, einen Wunsch dem andern zuliebe zu erfüllen ohne sich dabei selber zu verbiegen.

Dies ist ein ganz eigenes Thema und soll hier nur am Rande erwähnt sein.

Führt das Herzensgespräch eine Zeit lang möglichst einmal wöchentlich (oder öfter) durch. Nehmt wahr, ob ihr mit der Zeit im Alltag bewusster und achtsamer sprecht und zuhört. Dies wird sich auch auf die Kommunikation mit euren Kindern, Nachbarn, Arbeitskollegen, etc. auswirken.

Ich wünsche euch viel Spass und tolle Erfahrungen dabei!

Herzlich

Anne-Katrin

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