Herzensarbeit togge

Sexualität – es geht noch weiter…

Da dieses Thema in den Krisen zwischen Paaren einen hohen Stellenwert belegt, möchte ich noch einmal ein paar Punkte erwähnen:

Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, gibt es eine unendliche Fülle an „Infomaterial“ zum Thema. Es wird auch stark polarisierend dargelegt.

Auf der einen Seite soll der Sex möglichst heftig, abwechslungsreich, ausgefallen oder gar hart sein.

Auf der andern Seite ist der „Slow Sex“ – angeführt von Diana Richardson – im Trend. Dort wird der Orgasmus weggelassen und es geht ausschliesslich um meditativen Sex.

Keinen von allen Bereichen möchte ich hier bewerten, hervorheben oder gar verurteilen. Es lohnt sich, verschiedene Wege zumindest informativ kennenzulernen um offen und ehrlich herauszufinden, was uns selber am meisten  entspricht.

Denn genau darum geht es: In jeder Phase unseres Lebens unseren ganz eigenen Weg mit der Sexualität zu finden. Dieser Weg ist vielleicht noch nirgendwo beschrieben, weil wir ihn ganz neu – und nur für uns – (er)finden.

 

Es gibt ein paar Wegweiser, die uns dabei helfen können:

 

  1. Es ist schön, uns als sexuelles Wesen anzuerkennen, in unserer ganzen Körperlichkeit und Sinnlichkeit (unabhängig davon, ob wir in einer Partnerschaft leben oder nicht und unabhängig davon, wie alt unser Körper ist. Auch unabhängig davon, ob wir denken, wir seien der „sinnliche Typ“ oder nicht).
  2. Um uns als sinnlichen Menschen wahrnehmen zu können, müssen wir vor allem in unserem Körper präsent sein. Es hilft, den Atem zu spüren und uns von Kopf bis Fuss von innen her als lebendiges Wesen wahrzunehmen.
  3. Eine wahrhaft sinnerweckende Übung kann es sein, unseren ganzen Körper (oder Teile davon) mit einem duftenden Öl liebevoll einzureiben. Dabei ist es wichtig, dass wir unseren Atem spüren und uns mit Hingabe dem Wunder unserer Haut zuwenden. Es geht um die Berührung unseres Wesens und nicht um die gesellschaftlich bewertete Oberfläche unserer Haut.
  4. Genauso achtsam und präsent wie wir uns selber berührt haben, können wir nun auch unseren Partner /Partnerin berühren und uns von ihm /ihr berühren lassen.
  5. Wenn wir unseren Partner/Partnerin massieren, ist es gut, dies nicht mechanisch zu tun, sondern mit unserem ganzen Gefühl und unserem Atem anwesend zu sein. Wir können Kraft und Sinnlichkeit in unseren Händen spüren und die Wärme der Berührung geniessen.
  6. Auch wenn wir in der empfangenden Rolle sind, ist es gut, in unserem Körper anwesend und beim Atem zu bleiben, wenn wir berührt werden. Zu empfangen ist manchmal noch schwieriger, als selber aktiv zu sein…. Achte dabei auf deine Gedanken: Sind sie dem, was passiert, zugetan oder abgeneigt? Schweifst du ab und gehst innerlich weg vom Geschehen?
  7. In dieser sinnlichen Präsenz können wir auch während dem sexuellen Akt bleiben. Wichtig ist, dass wir mit uns selber verbunden bleiben und nicht in ein abgespaltenes „Tun“ geraten. Denn dort beginnt meist die Unlust am Sex…

 

Viele Paare geraten in eine Krise, weil einer von beiden (meist die Frau) keinen Sex mehr will. Das Thema Sexualität hängt dann manchmal wie ein Damoklesschwert über einer Beziehung.

 

Um herauszufinden, ob es noch einen Weg zueinander gibt, rate ich den Paaren, nicht bei dem Schwarz-Weiß-Schema „Sex oder kein Sex“ stehen zu bleiben, sondern einen behutsamen Weg der körperlichen Berührung zu suchen und das Bild „wie es sein sollte“ erst einmal fallen zu lassen.

 

Dies braucht Geduld, Mut und Offenheit, sich auf neues Terrain zu begeben, um die eigene, im Moment stimmige Form der Sexualität zu finden.

Achte auf Ausreden, die dir vielleicht gerade jetzt einfallen, damit du dieses neue Terrain weiterhin vermeiden kannst: „Ich habe keine Zeit,“ „bin zu müde“, „bringt eh nichts“, „geht schon lange nicht mehr“, „mein Partner will nur alles oder nichts“, „das ist nichts für mich“, „war nie der Typ dazu“, „bin schon lange allein“, „bin zu alt“, …

Gib dem Raum, was du wirklich möchtest. Wie fühlst du dich? Wo spürst du dieses Gefühl im Körper? Was braucht es von deinem Herzen? Wahrgenommen werden, Mitgefühl, Respekt, …

Den Körper achten und ehren. Anwesend sein im Körper. Und in dieser Präsenz einem Gegenüber begegnen, das ebenfalls präsent ist. Dann wird die Reise spannend….

Herzlich

Anne-Katrin

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