Herzensarbeit togge

« Sie nimmt alles, was ich sage, gleich persönlich…»

Dieser Satz wird oft von Paaren geäussert, die zu mir kommen. Von Männern genauso wie von Frauen.

Manchmal ist das Eis dünn zwischen zwei Menschen. Ein falsches Wort, ein missmutiger Gesichtsausdruck, eine unerwartete Reaktion – und schon ist die Stimmung im Keller….

Es ist, als wäre unser Körper mit Wunden übersät und bei der kleinsten Berührung schreien wir auf, wehren den Schmerz ab, ziehen uns zurück, bauen Mauern auf und sind wütend auf den Partner, der dieses unangenehme Gefühl in uns ausgelöst hat.

Wenn wir in unserer Beziehung vieles zu persönlich nehmen und wegen Kleinigkeiten eingeschnappt sind oder ausrasten, sind wir tatsächlich mit Wunden übersät – mit unsichtbaren, psychischen Wunden. Wir nehmen es deshalb persönlich, weil es uns an einem schmerzhaften Punkt trifft, selbst dann, wenn die Botschaft gar nicht an uns gerichtet war….

Es ist gut, wenn wir uns diesen Wunden zuwenden. Nur so können sie heilen. Sie sind meist älter als unsere Beziehung und das Gegenüber ist nur der momentane Auslöser. Allein diese Erkenntnis kann oft Einsicht und Veränderung bringen.

Wenn der Partner uns an einem Triggerpunkt getroffen hat, empfehle ich folgendes Vorgehen, das ihr am besten in einem ruhigen Moment miteinander absprecht:

 

  1. Anstatt zu kontern, Vorwürfe zu machen oder Mauern aufzubauen, zieh dich einen Moment lang zurück und wende dich ganz diesem Gefühl zu. Geh notfalls aufs WC, in einen andern Raum oder auf einen Spaziergang.
  2. Spür deinen Körper und deinen Atem, denk nicht über deinen Partner nach (weil das keine Lösung bringen wird), sondern geh auf eine Forschungsreise zu deinem eigenen Gefühl.
  3. Schau, was du im Körper spürst: Zusammenziehen, Druck, Kraftlosigkeit, Spannung, etc. Nimm das nur wahr. Lerne es kennen.
  4. Wie fühlst du dich? Benenne dein Gefühl. Ist es Angst? Wut? Trauer? Fühlst du dich gedemütigt, klein gemacht, übergangen, nicht ernst genommen, ungeliebt?
  5. Was braucht dein Gefühl von deinem Herzen? Braucht es Verständnis, Mitgefühl, da sein dürfen, Raum, Erbarmen?
  6. Schau nochmals auf die Situation zurück, die gerade passiert ist: Hast du jetzt etwas mehr Distanz? Etwas mehr Klarheit? Taucht noch ein neues Gefühl auf, das auch einen Platz in deinem Herzen möchte? Mach damit nochmals die Schritte durch.
  7. Frag dich, was du jetzt brauchst: Ruhe? Allein sein? Ein Gespräch mit deinem Partner? In den Arm genommen werden? Nimm dein Bedürfnis ernst und teile es möglichst in Ruhe deinem Partner mit.

 

Zusätzlich ist es gut, wenn ihr euch ungestörte Zeiten als Paar erschafft. Selbst wenn dies nur zwei Stunden pro Woche sein sollten, in denen ihr euch als Paar ganz zuwenden könnt. Die Kinder sind versorgt, Handy und Fernseher abgestellt. Zeit nur für euch zwei: Für persönliche Gespräche, Spaziergänge, Zärtlichkeiten…. Eine solche regelmässige Paarzeit hilft, Stress und Missverständnisse zu verringern und die gemeinsame Basis zu stärken.

Eine weitere Möglichkeit, Stärkung als Paar zu finden, ist der Paarworkshop vom 6./7. November 21 oder die «Interessengemeinschaft für lebendige Beziehungen», die offen ist für Paare oder Einzelpersonen. Nächste Daten: 27.8., 29.10. und 10.12 2021

Ich freue mich auf weitere und auch auf neue Begegnungen mit Euch!

Herzlich

Anne-Katrin

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