Herzensarbeit togge

«Sorge bitte dafür, dass ich nicht mehr wütend auf dich bin!»

Vor einigen Jahren kam einmal ein Paar zu mir, da hat mir der Mann gleich beim ersten Gespräch wortreich erklärt, warum er immer wieder wütend auf seine Frau ist und zu ihr gewandt meinte er dann, dass sie doch das bitte endlich ändern solle. Er sei ja nur wütend, weil sie dies und jenes Verhalten zeige und ansonsten wäre er doch eigentlich ein friedlicher Mensch.

Diese und andere Aussagen sind für die meisten von uns verständlich und nachvollziehbar.

«Wenn er seine Sachen nicht herumliegen liesse, wäre ich auch weniger genervt!» «Wenn sie etwas pünktlicher und besser organisiert wäre, würde ich mich weniger ärgern!» «Wenn sie mich mehr berühren und küssen würde, käme ich früher nach Hause!»

«Wenn er mir besser zuhören und mich auch mal wertschätzen würde, hätte ich mehr Lust auf Sex!»

Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Die Frage ist: Finden wir so zu einer glücklichen und erfüllten Beziehung? Wohl kaum. Im Gegenteil: Die Verhärtungen und der Frust nehmen ganz subtil zu. Es geht dann wieder ein bisschen besser und noch ein wenig schlechter, die Spirale dreht in einer stetigen Wellenbewegung langsam nach unten.

Vor vielen Jahren hatte ich einmal ein grosses Tief in meiner Beziehung. Ich war an einer Weiterbildung und erzählte einer andern, mir sympathischen Teilnehmerin von meinen Sorgen, indem ich ihr einige stichfeste Argumente aufzählte, warum das Verhalten meines Mannes einfach nicht gut war.

Sie gab eine unerwartete und für mich zunächst enttäuschende Antwort: «An dem Punkt war ich auch einmal und ich verstehe dich so gut. Dennoch: Es hat sich erst grundlegend etwas in meiner Beziehung verändert, als ich begonnen habe, mich selber zu ändern!»

Da ist es wieder! Es führt einfach kein Weg daran vorbei! Und obwohl ein Teil von uns so Angst hat vor dieser Veränderung und so verzweifelt am Gewohnten und Erprobten festhält, ist Veränderung dennoch das, was dem Leben zutiefst zugrunde liegt. Denn das, was sich nicht entwickelt, stirbt ab.

Wir dürfen für uns selber schöne Bilder und Symbole für diese Veränderung finden. Denn es ist ein wunderbarer Weg, nach dem sich unser Herz sehnt. Es möchte sich öffnen, es möchte lieben, es möchte sich verschenken. Das ist die wahre Natur unseres Menschseins.

Ein schönes Bild ist für mich die Schlange, die ihre alte, zu klein gewordene Haut abstreift, weil sie auf einem neuen Level ihrer Grösse angekommen ist. Dies tut sie immer und immer wieder in ihrem Leben, da sie nie aufhört zu wachsen und sich zu entwickeln. Der Prozess tut der Schlange nicht weh. Sie lässt nur zu, dass die alte, vertrocknete und zu enge Haut von ihr abfällt und eine frische, zunächst verletzlichere und empfindsamere Haut ihren Körper umgibt.

Ja, wenn wir weicher und offener werden, wenn wir uns selber und unserem Partner die Fehler verzeihen, wenn wir der Sehnsucht unseres Herzens folgen und einfach lieben, dann werden wir verletzbarer. Wir werden offen für die Liebe – und auch für den Schmerz.

Es drängen widerwärtige Gefühle an die Oberfläche – diese sind vorübergehend. Sie kommen und gehen wie Wellen, wenn wir ihnen mit Mitgefühl und Verständnis begegnen und ihnen Raum geben, statt sie zu verdrängen. Wenn die schmerzhaften Gefühle einen Platz in unserem Herzen finden, werden sie weniger und von kürzerer Dauer.

Die Liebe aber – sie bleibt. Sie dehnt sich aus, wenn wir sie täglich in Dankbarkeit pflegen. In Dankbarkeit für alles, was wir haben. In Dankbarkeit für den Menschen, der wir geworden sind. In Dankbarkeit für die alte, verhärtete und verkrustete Haut, die von uns abfallen darf und einer neuen, seidenweichen, warmen, flexiblen und geschmeidigen Haut Platz macht.

Dieser Prozess wird ganz gezielt unterstützt in allen meinen Angeboten und auch in der Herzensgruppe für lebendige Beziehungen, die am 13. Mai wieder in Oensingen stattfindet.

Du alleine oder ihr als Paar seid herzlich willkommen in dieser Gruppe, die die Häutung der Schlange wesentlich und in festlicher und fröhlicher Stimmung fördert.

Anmeldeschluss jeweils eine Woche vor Start.

 

Herzlich

Anne-Katrin

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