Herzensarbeit togge

Vom Geben und Nehmen in Paarbeziehungen

Hast du dich schon einmal gefragt, ob du ganz allgemein im Leben ein Geber oder ein Nehmer bist? Bist du eine Geberin oder eher eine Nehmerin?

Um bei dieser Frage zu einem realistischen Resultat zu kommen, ist es sinnvoll, dazu einige Vertrauenspersonen zu befragen. Frage deinen Partner, Freundinnen und Freunde: Was denkst du, ist bei mir das Geben vorherrschend oder das Nehmen?

Es könnte sein, dass die Antworten nicht identisch sind mit dem, was du über dich selber denkst. Bist du bereit dazu?

Das Geben und das Nehmen – beide haben ihre Sonn- und ihre Schattenseiten. Ohne eine Nehmende gibt es auch keinen Gebenden. Es ist nicht das eine besser als das andere. Beides ist eine Kunst und will bewusst gelebt sein.

 

Bin ich ganz im Geben, dann fliesse ich über vor Energie, vor Freude, vor Liebe. Ich bin angeschlossen an eine grössere Quelle, wie ein überfliessender Brunnen, der nie zu versiegen droht. Ich fühle mich in einer unendlichen Fülle, unverletzlich, unbesiegbar. Ich bin «im Flow». Ich bin im Vertrauen, dass für mich gesorgt ist. Ich fühle mich geliebt, geborgen, getragen.

Wir alle hatten vielleicht schon einmal einen oder mehrere solche Momente im Leben. Dann sind wir gebend, strahlend, im unerschöpflichen Fluss.

Das kann sich auch ganz alltäglich zeigen in unseren Beziehungen. Wir sind Gebende wenn wir:

  • Dem Gegenüber eine positive Rückmeldung geben.
  • Die Schönheit und die Talente in unserem Gegenüber sehen und das auch ausdrücken.
  • Unserem Partner, unserer Freundin wirklich zuhören und auf sein/ihr Anliegen eingehen, ohne gleich uns selber ins Spiel zu bringen.
  • Kleine oder grössere Geschenke machen, ohne gleich eine Gegenleistung zu erwarten.
  • Grosszügig sind mit unserer Zeit, mit unserer Liebe und Zuwendung und auch mit unserem Geld und den materiellen Gütern.

Wenn wir im Fluss des Gebens sind, dann beglückt uns das Geben.

 

Der wache Gebende bemerkt, wann er vom Gegenüber benutzt oder ausgenutzt wird. Das duldet er nicht. Dann sagt er «stopp». Denn der Gebende weiss, dass er diese Grenze aus Liebe setzt. Er bewahrt sich selber und sein Gegenüber davor, in ein zu grosses Ungleichgewicht zu geraten.

Die Schattenseite des Gebens:

  • Wir geben um zu bekommen.
  • Wir geben nicht aus Freude, sondern aus vermeintlicher Pflicht.
  • Wir geben, damit wir geliebt werden.
  • Wir geben, weil es sich so gehört.
  • Wir geben, weil «alle» es tun.

Wenn wir aus der falschen Motivation heraus geben, dann laugt uns das aus. Das Geben ermüdet und frustriert uns. Wir haben die Tendenz, uns ausnutzen zu lassen. Wir fühlen uns enttäuscht und unglücklich. Diese Art von Geben kommt aus dem Mangel. Aus einem Gefühl von Mangel an Liebe.

Zwischen dem Geben, das aus der Fülle kommt und dem Geben, das aus dem Mangel kommt, gibt es jegliche Grauzonen. Im Alltag bewegen wir uns in der Regel irgendwo dazwischen.

In allen unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und ganz besonders in unseren Liebesbeziehungen lohnt es sich, genau hinzuschauen, aus welcher Motivation heraus wir geben: Aus Fülle oder aus Mangel.

 

Es ist eine Entscheidung, aus der Fülle heraus zu geben. Wir dürfen lernen, die Fülle überall zu sehen und uns selber immer wieder zu «erfüllen». Die Natur ist der einfachste und zugleich reichste Ort der Fülle.

Es ist wichtig, Orte zu kennen und Dinge zu tun, die uns erfüllen, unabhängig von andern Menschen.

 

Wenn jemand aus der Fülle gibt, darf da auch ein Gegenüber sein, das empfängt. Die Kunst des Empfangens – auch sie will gelernt und bewusst gelebt sein.

Wie reagierst du, wenn dir dein Partner oder eine Freundin ein echtes Kompliment macht? Wiegelst du ab und machst es dadurch kleiner?

Wenn du das gute Empfangen üben willst:

  • Nimm das Geschenk des Gegenübers ganz an (seien es Worte, Taten oder Materielles).
  • Lass dich erfüllen, auch von ganz kleinen Dingen.
  • Sei offen und verletzbar, sonst kann das Geschenk nicht wirklich bei dir landen.
  • Lass dich berühren, lass das Schöne in dich einsickern.
  • Sei wie die Erde, die den Samen dankbar annimmt und ihn gedeihen lässt.
  • Nimm nichts für selbstverständlich. Öffne deine fünf Sinne und nimm wahr, was dir geschenkt ist. Sei dankbar dafür.
  • Gerade in einer langjährigen Beziehung ist es grundlegend, die Dinge nicht für selbstverständlich zu nehmen. Das macht dich unglücklich und undankbar. Mach dir bewusst, dass dein Partner/Partnerin immer ein freiwilliger Gast ist in deinem Leben. Auch dann, wenn ihr zusammen ein Haus und Kinder habt.

Das, was du in Liebe und Dankbarkeit empfängst, das erfüllt dich und nährt dich. Es liegt an dir, es zu sehen. Wenn du offen genug bist, wird es dir an Orten und in Momenten geschenkt, an denen du es nicht erwartest.

Wenn wir aus dem Mangel heraus nehmen, dann sind wir auf der Kehrseite der Medaille. Wir kennen sie gut. Sie ist allzu menschlich. Gerade darum lohnt es sich, hier bei mir selber bewusst hinzuschauen.

Wenn ich im Gefühl des Mangels, des «Zu-kurz-Kommens» bin, dann:

  • Nehme ich mehr, als mir zusteht.
  • Macht mich das Nehmen nicht glücklich.
  • Bemerke ich die Geschenke des andern nicht.
  • Anerkenne und sehe ich nicht, was andere für mich tun.
  • Will ich nur reden und nicht zuhören.
  • Beklage ich mich und sehe das Schöne nicht.
  • Kann ich mich nicht freuen am Glück des andern.
  • Erwarte und fordere ich viel vom Gegenüber.
  • Sehe ich meine eigenen Fehler und Schwächen nicht ein.

Es ist eine tägliche Entscheidung, die Fülle im Leben zu sehen. Auch dann, wenn wir gerade in einer Krise stecken. Vielleicht betrachten wir dann die Unendlichkeit des Sternenhimmels, die vielen Jahre, die uns in unserem Leben bereits geschenkt wurden, die Augenblicke des Glücks, die wir erfahren durften oder wir lassen uns berühren vom Frieden und der Stille eines Bergsees.

Wir können uns entscheiden, zu bemerken, wann wir in die Haltung des Mangels abrutschen. Es liegt an uns, darauf die Weichen neu zu stellen und uns wieder bewusst der Fülle zuzuwenden.

Ganz grundsätzlich lässt sich für alle Beziehungen und ganz besonders für Paarbeziehungen sagen:

 

Richte den Fokus aufs Geben, nicht aufs Nehmen. Gib immer ein wenig mehr als dein Gegenüber. So dreht sich die Spirale der Energie hoch. Wenn du immer etwas weniger gibst, dann geht die Energie runter und das Gegenüber gibt auch immer etwas weniger.

Möge es uns gelingen, unser Geben und unser Nehmen immer mehr aus der Liebe heraus zu gestalten und uns so gegenseitig zu erfüllen.

Von Herzen

Anne-Katrin

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