Herzensarbeit togge

Warum wir wegen Kleinigkeiten ausrasten

Oft streiten wir wegen Kleinigkeiten. Oder wir schweigen dem Frieden zuliebe. Oder wir übergehen unsere eigenen Bedürfnisse um den andern nicht zu enttäuschen….

Über die Jahre ziehen diese Muster tiefe Gräben in unsere Beziehungen und wir wissen oft gar nicht, was eigentlich los ist. Wir sind entweder dauernd verärgert, frustriert, enttäuscht oder fühlen gar nichts mehr. All dem liegen unerkannte Gefühle zugrunde, die ans Licht geholt werden möchten.

Gerade letzte Woche ist es mir wieder einmal passiert:

Ich bin wegen einer scheinbaren „Kleinigkeit“ ausgerastet.

Sie kam mir eben nicht klein vor, die Sache, sondern riesig, überwältigend, nie enden wollend und es kam mir vor, als müsste ich allein das Problem jetzt sofort lösen und hätte keine andere Wahl.

Alles Faktoren, die zu einem langgezogenen, sich stetig steigernden inneren Aufschrei führten….

Dann habe ich genau das getan, was ich allen immer rate, auf keinen Fall zu tun:

Ich habe meinem Mann eine bitterböse Email geschrieben! Da war in meinem Hinterkopf noch so eine verzagte Stimme wie „Nein, niemals eine negative Email schreiben!“ Die wurde aber von meiner rasenden Wut übertönt, die da schrie: „Doch, genau das ist jetzt nötig!“

Er musste später meine Wut auch noch am Telefon spüren, bis sich die Lage schliesslich in abendlichen Gesprächen beruhigen und klären konnte.

Bereits am nächsten Morgen war mir klar: Ich habe überreagiert. Ich begann neugierig zu werden, warum das passieren konnte. Ich kannte diese Reaktion nämlich bereits aus verschiedenen anderen Situationen. Da musste ein sehr schmerzhaftes Gefühl dahinterstecken, das ich durch diese Wut abzuwehren versuchte.

Ich liess mich von einer Freundin durch die Herzensarbeit führen:

Zuerst wollte die Wut in ihrer ganzen Grösse gefühlt werden. Sie brauchte auch Raum, Verständnis, Erlaubnis und Mitgefühl. Danach spürte ich dieses schlimme Gefühl, das unter der Wut verborgen lag: Ich fühlte mich ausgeliefert (Es gab keine Wahl, ich musste das Problem lösen, es hing an mir allein und ich konnte nichts dagegen tun.) Ausgeliefert sein. Das Gefühl wollte vor allem als Gefühl erkannt werden, statt für eine Tatsache gehalten werden. Ich fühlte mich ausgeliefert, war es aber nicht (es gibt genau genommen immer eine Wahl).

Der wichtigste Herzensschlüssel für dieses Gefühl war interessanterweise Erlaubnis.

Dass ich dem Gefühl erlaube, da zu sein. Ich erlebe oft, dass Leute Widerstand gegen „Erlaubnis“ haben bei negativen Gefühlen. In dem Moment, wo ich dem Gefühl des Ausgeliefert seins die Erlaubnis geben konnte, da zu sein, habe ich die Identifikation damit aufgegeben und das Gefühl schien mir nicht mehr bedrohlich, weil ich es jetzt wahrnehmen konnte und nicht mehr darin verschwand.

Ich schaute nochmals zur Situation zurück und fühlte mich jetzt ruhig und gelassen. Natürlich ist der Wunsch und auch das Vertrauen da, dass ich in einer nächsten Situation (und die wird bestimmt kommen J) bewusster bleiben kann und mich nicht mehr in den Strom der Negativität treiben lasse.

Falls es dir manchmal ähnlich geht wie mir, habe ich hier ein paar konkrete Tipps aufgeschrieben, auf was du in einer solchen Situation achten kannst, um sie nicht immer wieder gleich zu erleben:

 

  1. Nimm dir vor, bewusst zu bleiben und nicht aus der Emotion heraus zu handeln (Das Vornehmen ist nicht zu unterschätzen, auch wenn es manchmal seine Wirkung noch verfehlt, wie eben bei mir  🙂 ).
  2. Wenn eine starke Emotion auftaucht, nimm diese wahr, benenne sie, wende dich ihr zu und nicht den Umständen, die sie ausgelöst haben. (Wir denken endlos über den Auslöser nach, statt uns dem Gefühl zuzuwenden. Dies steigert die Unbewusstheit, statt sie zu lösen).
  3. Handle nicht! Atme und fühle zuerst! Such dir möglichst einen Ort, wo du einen Moment lang allein sein kannst.
  4. Suche keine „Komplizen“, die dich verstehen und deine Wut teilen. Das heizt die Emotion nur noch mehr an.
  5. Versuch, die Gefühle mindestens ansatzweise ins Herz zu holen.
  6. Frag dich: Wie würde ich mich fühlen, wenn ich diese Wut nicht hätte? (Vielleicht taucht dann das schlimme Gefühl auf, das unter der Wut liegt. Dann kannst du dieses Gefühl ins Herz holen).
  7. Es kann sein, dass es jetzt gut ist, die Begebenheit mit der andern Person zu besprechen. Bleib dabei bei deinen Gefühlen und mache keine Vorwürfe. Das heisst nicht, dass du klein beigeben sollst. Vielleicht ist es gerade jetzt wichtig, in Ruhe für dich einzustehen, deine Bedürfnisse kundzutun. Nimm dabei auch die Position und Sichtweise des Gegenübers ernst.

Es geht immer um Gefühle! Die Frage lohnt sich: Wie fühle ich mich gerade? Dann bin ich bei meinem Gefühl, statt bei dem, was der andere falsch gemacht hat…. 🙂

Herzlich

Anne-Katrin

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